Sozialform

Soziale Formen – Werkbuch 3

Wie fließt das soziale Leben?

In welchen Formen findet Begegnung statt und in welchen Bindung und Lösung? Wie wird entschieden zwischen Menschen? Solchen und anderen Fragen gehe ich hier nach:

Soziale Form – Soziale Fähigkeit

Hier soll es um Sozialformen gehen, um „Flussbetten“ fürs soziale Leben, Werkzeuge für soziales Handeln. Nicht geht es um Sozialpädagogik oder -therapie, ausdrücklich nicht um die Frage, wie wer sozialer werde!

Zwar eben lässt sich keine Sozialform auf gesunde Weise etablieren ohne die soziale Fähigkeit, für eben diese Form zu begeistern, freilassend für sie aufzurufen, sie schonend zu erklären;-)

Schon während des Studiums der Architektur an der Alanus-Hochschule der musischen und bildenden Künste beschäftigte uns als Frage nach der siebten Kunst die nach einer Sozialarchitektur. Antworten bekamen wir da kaum, zwar viele Hinweise auf Sozialpädagogik: z.B. die Werke von Bernard Lievegoed.

Die soziale Dreigliederung von Rudolf Steiner – ist sie Anleitung zum Sozialwerden? Ausführbares Formkonstrukt? Weg zu einer lernenden Gesellschaft? (Christof Lindenau)
„Wir brauchen Formen!“ – heißt es, wie ist es gemeint?

Dieter Brüll gibt eine hilfreiche Unterscheidung der Impulse: (Erkenntnis-) Wahrheit ist das Ziel des Elohim der Erdentwicklung Michael, Güte (per Therapie und Technik) ist die Aufgabe Raphaels, leitender Elohim der alten Sonne, zu Schönheit (als scheinender Form) führt Gabriel als Regent des Mondes, die Gerechtigkeit des „Es ist wie es ist“ schaut Uriel an vom alten Saturn. Der michaelische Impuls zur Erkennntnis paart sich heute gerne mit dem raphaelischen zum Guten, beide sind heute gesellschaftlich anerkannt.
(Letzterer war das nicht immer: die Asklepiosheiligtümer Griechenlands standen außerhalb des Tempelbezirks – Krankheit als Schicksal wurde angenommen, war Gotteswerk, daran sollte der Mensch nicht rühren – für uns heute unvorstellbar galt eine ähnliche Auffassung zumindest im technischen Bereich noch bis vor gar nicht langer Zeit.)
Der soziale Impuls (Uriel) braucht als Gegenstück die Form (Gabriel) – beide sind heute kaum gesehen, gesellschaftlich nicht relevant. Zwar das Wort „sozial“ hat Konjunktur.

Und nicht zuletzt sei hingewiesen auf die nötige Stimmung oder Haltung, aus der allein heilsame Sozialstrukturen gedacht und entwickelt werden können. Rudolf Steiner hat das am 10.01.1919 in Dornach so geäußert: „Es gibt im menschlichen Leben nichts anderes, was sozial richtig gedacht sein könnte, als dasjenige, welches mit Mutterliebe sozial gedacht ist.“ (GA 188, Seiten 92ff)

Hier seien Gedanken und Fundstücke zu Sozialformen gesammelt!

Januar 2019

Stellung und Setzung

Wie steht man zueinander? Stehen da ein paar zusammen, kann man fragen, in welcher Form: in gutem Kreis? In zwei Fronten einander gegenüber? In losem Haufen? – Viel lässt sich lesen an der „Geometrie“ einer Gruppe, an Nähe und Entfernung sowie den Winkeln je zueinander und je zur gemeinsamen Mitte. Und fragen kann man, ob die Form dem Inhalt entspricht.

Kommt wer dazu, ist spannend die Frage: öffnet der Kreis angemessen? Gibt er zu eng nicht recht Platz? Schafft er in zu großer Öffnung fast Front – sei es aus Ehrfurcht oder Feindschaft?
Wie formt der Ankömmling seine Annäherung, bleibt er zögernd fern? Drängt er sich dazwischen? Wie gut passt das zur mehr oder weniger öffnenden Geste? Welchen Platz am großen Tisch wählt wer?

  • Gerne denkt man bei Sozialform gleich an „Vertragsgestaltung“ oder „¿Genossenschaft?“ – juristische Konstrukte. Im beschriebenen Sinn lässt sich der Formaspekt viel alltagsnäher jedoch überall real in Gesten und Gebärden, Blick und Mimik bereits entdecken!
    Die Astrologen unterscheiden ungünstige Stellungen wie Opposition, Konjunktion und Quadratur von den günstigen Trigon- und Sextilverhältnissen. Eine gleichsinnige Beobachtung machen Psychologen in Bezug auf Tischpositionen – die konfrontative Gegenübersetzung provoziert Machtfragen, eine rechtwinklige Sitzstellung lässt sozusagen quertreiben, paralleles Nebeneinander verhindert nahezu ein Gespräch. Ganz natürlich drehen sich freundliche Gesprächspartner häufig in offene Winkel.
d - Plan_Goetheanum und weitere Bauten

Wunderbar vorbildlich stehen die Steinerschen Neben-Gebäude ums Goetheanum – keines konfrontativ in gezwungener Achse, in stumpfer Parallelität nebeneinander oder in nichtssagender Quadratur. Alle in gesprächlichen Winkeln, in deutlichem Bezug bei gleichzeitig größter Freiheit. Gebaute Sozialität und gebauter Individualismus gleichzeitig!

Esstisch 3, Flunder 6P Birke - Esstisch 3 Mittelwandflunder 1

Gute Verhältnisse bietet an „das astrologisch schönste Tischmodell der Bettlerei, mit fast nur Trigon- und Sextilverhältnissen zwischen den Sitzern“.
(Siehe 5. Galerie).

Links:

  • Interessant zum Thema Demokratie im Unternehmen: „Das Semco-System„.
  • Auch der legendäre „Toyota Weg“ beeinhaltet mit seiner hohen Wertschätzung der Mitarbeiter als individueller Fähigkeitswesen ein starkes sozial heilsames Element.