Jakob Schulz – 33-jährige Rhythmen

33jährige Rhythmen und deren Abbild im Jahreslauf

Joachim Schultz 1) in „Das Goetheanum“, 10. April 1966, 45. Jahrgang, Nr. 15

Das 33jährige Christusleben trägt als Mittelpunktsgeschehen der Menschheitsgeschichte bis in die Einzelheiten seines Ablaufes einen urbildlichen Charakter 2). Das gilt auch von der Zeitspanne seiner 33 Lebensjahre. Der Geschichtsstrom hat die Wirksamkeit dieses Lebens in sich aufgenommen und damit innerlich zugleich dessen 33jährigen Rhythmus eingeprägt erhalten. In diesem Sinne sprach Rudolf Steiner von einer 33jährigen Umlaufszeit in der Entwicklung historischer Ereignisse 3). Geschichtsimpulse entfalten danach ihre Aus- und Nachwirkungen von einer Menschheitsgeneration zur anderen in inneren Lebensrhythmen, die 33jährigen Intervallen und derem Mehrfachen folgen.

In dem Christus hat sich ein außerirdisches Wesen, der Sonnengeist, mit der Erde verbunden. Es liegt daher nahe, zu fragen, ob 33jährige Rhythmen auch kosmisch auftreten und mit astronomischen Erscheinungen verknüpft sind.

Eine erste solche Erscheinungsgruppe ergibt sich, wenn man Sonne, Mond und Erde in ihren gegenseitigen Bewegungsverhältnissen betrachtet.

Der Wechsel der Stellungen von Sonne und Erde zueinander bedingt den Jahreslauf. Dieses natürliche Jahr umfasst exakt ausgedrückt die Zeitspanne, welche z. B. zwischen zwei aufeinanderfolgenden Wintersonnwendstellungen der Sonne liegt. Astronomisch ist diese Zeit das „tropische“ Sonnenjahr. Es umfasst 365d 5h 49m. Dem Sonnenjahr steht nun das Mondjahr gegenüber. Dieses baut sich aus der 12maligen Wiederkehr der gleichen Mondphase, z. B. des Vollmondes, auf. Zwölf volle Abläufe der Mondphasen oder 12 Lunationen ergeben als 1 Mondjahr zusammen 354d 8h 48m. Wie man sieht, gleichen sich die bei den von der Sonne bzw. dem Monde hergeleiteten Jahresformen nicht; sie differieren um rund 11 Tage.

1 Sonnenjahr (tropisch) = 365d 5h 48m 468 = 365,24220d
1 Mondjahr (12 Lunationen) = 354d 8h 48m 368 = 354,36705d
Differenz = 10d 21h = 10,87515d

Diese Tatsache ist von jeher für Berechnung und Aufstellung des Kalenders sehr bedeutsam gewesen. Die ursprüngliche, natürliche kalendarische Zeiteinteilung war immer mit der Sonne als Beherrscherin des Jahres und dem Monde als gegebenem Zeitmesser des Monats verknüpft. Im antiken Kalenderwesen, z. B. der frühen Griechen- und der älteren Römerzeit hatte der Monatsablauf den Mondphasen parallel zu gehen, so dass der Monat mit dem jungen Licht des neuen Mondes begann, und der Vollmond auf die Monatsmitte fiel. Dieses Zählen mit an die äußeren Monderscheinungen gebundenen Monaten bewirkt aber, dass nach 12 solchen Monaten eine Zeitlücke von 11Tagen gegenüber einem vollen Sonnenjahr entsteht. So musste man, um die Mondmonate mit dem Jahreslauf in Übereinstimmung zu erhalten, von Zeit zu Zeit Schaltmonate einfügen. Das geschah z. B. in der älteren griechischen Zeit nach einem 8jährigen Rhythmus, der Octaedris, wobei jeweils ins dritte, fünfte und achte Jahr dieser Periode ein Schaltmonat gelegt wurde. Eine Verbesserung dieser Schaltungsart wurde dann 432 v. Chr. mit der Einführung des Metonischen Schaltzyklus von 19 Jahren geschaffen. Diese Zeit umfasst recht genau 235 Mondmonate. Davon wurden 228 Monate (= 12mal 19) durch die normalen, jährlich fälligen Monate ausgefüllt, der verbleibende Rest von 7 Monaten musste in Form von Schaltmonaten auf die 19jährige Periode verteilt werden. Etwa 100 Jahre später wurde der Metonische Zyklus nochmals durch eine größere Periode, die 76jährige des Calippus, verbessert.

Wie wirken aber die bei den Rhythmen von Sonnen- und Mondjahr zusammen, wenn sie aus sich selbst heraus sich ausgleichen? Zählt man fortlaufend streng nach Mondjahren weiter, so verschiebt sich allmählich der Anfang des Mondjahres rückwärts im Jahreslauf. Der Betrag der Verschiebung, die mehrfach erwähnten 11 Tage, ist nun sehr nahe gleich 1/33 Sonnenjahr 4). Ein volles Durchlaufen des Mondjahrbeginns erfolgt daher in 33 Jahren. Dieser Zeitraum ist damit die natürliche Ausgleichsperiode zwischen Sonnen- und Mondjahr. Zahlenmäßig ergibt sich die angenäherte Gleichung: 33 Sonnenjahre = 34 Mondjahre 5).

Kalendarisch wird diese Beziehung noch heute durch die arabisch-mohammedanische Zeitrechnung demonstriert. Der Islam hat einen von Mohammed sanktionierten, reinen Mondkalender mit Mondjahren, deren Neujahr die Jahreszeiten zyklisch durchläuft. Die mohammedanische Jahreszählung gewinnt dadurch gegenüber der christlichen alle 33 Jahre ein volles Jahr.

Wie im Verhältnis von Sonnen- und Mondjahr waltet ein 33jähriger Rhythmus in einem zweiten, ähnlichen Bezirk, nämlich im Verhältnis von Sonnen- und Erdenjahr. Mit dem Wort „Erdenjahr“ lässt sich sinngemäß unser gebräuchliches Kalenderjahr (das Gregorianische Jahr von 365d bzw. 366d) bezeichnen, da es für die irdische Zeitzählung und für unsere historische Datierung als Grundlage dient. Es ergibt sich:
1 Sonnenjahr (tropisch) = 365d 5h 49m
1 „Erdenjahr“ (1 gewöhnliches Jahr) des Gregorianischen Kalenders 365d
Differenz = 5h 49m

Wieder entsteht eine Differenz, diesmal nur von wenigen Stunden. Was besagt sie? Sie weist auf eine astronomische Tatsache zurück, die allerdings ihres subtilen Charakters wegen praktisch ganz unbedeutend ist und sich daher im allgemeinen der Aufmerksamkeit entzieht. Das Sonnenjahr braucht zum vollen Abschluss seines Kreislaufs 5 3/4 Stunden länger als das irdische Kalenderjahr. Das heißt aber: die Sonne kommt am gleichen Punkte ihrer Bahn, etwa an einer Sonnenwendstellung oder im Frühjahrspunkt im nächsten Jahr zu einer anderen Stunde des betreffenden Datums an. Der Frühlingsanfang, astronomisch durch das Eintreffen der Sonne am Frühlingspunkt definiert, verspätet sich daher alljährlich um 5h 49m. Allmählich würde der Frühlingsbeginn dadurch auf andere Daten fallen. Das wird jedoch dadurch verhindert, dass alle 4 Jahre unser Kalender ein Schaltjahr von 366 Tagen mit sich bringt. Trotz dieser Kompensation variieren aber die exakten Zeitpunkte des Eintritts der Frühlingspunktstellung von Jahr zu Jahr weiter, bis nach 33 Jahren endlich der Zyklus sich schließt und unter nahezu gleichen Verhältnissen sich wiederum entwickelt 6).

Das Charakteristische im Auftreten 33jähriger Rhythmen liegt bei den geschilderten astronomischen Verhältnissen darin, dass sie nicht unmittelbar als äußerer Gestirnrhythmus auftreten, sondern dass sie gleichsam im Hintergrund, im intervallischen Ausgleich zwischen zwei astronomischen Perioden wirken. Sie erweisen sich damit als Rhythmen höherer Art. Es liegt hier eine Steigerung vor, ähnlich derjenigen in der Mathematik, wenn man von einfachen Verhältnissen zu den Doppelverhältnissen aufsteigt. Jeder einfache astronomische Rhythmus, wie z. B. auch das Sonnen- und Mondjahr, stellt ein Verhältnis dar: nämlich dasjenige der Bewegungen von Sonne und Erde bzw. von Mond und Erde zueinander. Die 33jährige Periodik zeigt sich erst, wenn zwei solche Bewegungsverhältnisse zueinander in Beziehung treten; sie ist damit Ausdruck eines Doppelverhältnisses.

Unter diesem Gesichtspunkt zeigen nun auch die Bewegungen der anderen Gestirne aufschlussreiche Verhältnisse. Fasst man die Bewegungen der Planeten gegenüber der Erde ins Auge, so folgen sie sehr verschiedenartigen größeren und kleineren Perioden. Dadurch ändern sich die Erscheinungen, welche die Planeten am Himmel bieten, kontinuierlich über eine Reihe von Jahren hin, bis schließlich der Zeitpunkt kommt, wo mehr oder weniger genau (je nach dem Planeten) eine Wiederkehr derselben Phänomene in gleicher Reihenfolge auftritt. Für die Venus beträgt die Umlaufzeit gleicher Erscheinungen fast genau 8 Jahre. Es fehlen daran nur zwei Tage. Beim Mars dagegen ist die entsprechende Periode von rund 15 1/2 Jahren viel weniger exakt. Stellt man derart die natürlichen Planetenperioden oder „Planetenjahre“ für Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn zusammen und sucht nach deren einfachstem gemeinsamen Vielfachen, so stößt man wiederum auf eine mittlere Zeitspanne von rund 33 Jahren 7). Allerdings handelt es sich hier nur um eine allgemeine Annäherung. Es gibt für die Planetenrhythmen überhaupt keine kleineren, einfachen Zahlenverhältnisse, die exakt alle Perioden in sich aufnehmen.

Ein letztes Beispiel für das Anklingen 33jähriger astronomischer Abläufe bietet die Sonne selbst. Die Tätigkeitsrhythmen der Sonne, die sich im Auftreten der Sonnenflecken, Protuberanzen usw. zeigen, und ebenso die damit im Zusammenhang stehenden terrestrischen Erscheinungen folgen der bekannten 11 jährigen Sonnenfleckenperiode. Als größerer Rhythmus kommt daneben auch (nach Arbeiten von Lockyer, Schuster und Liznar)8) die dreifache Periode von 33 3/8 Jahren für die Sonnenerscheinungen in Betracht.

Astronomisch finden sich damit 33jährige Rhythmen auf drei Gebieten: in der Sonne, in den Verhältnissen der planetarischen Bewegungen untereinander und endlich am ausgeprägtesten in den gegenseitigen Bewegungsbeziehungen unserer drei Hauptgestirne: Sonne, Mond und Erde.

In den drei gleichen Gebieten war aber, wie Rudolf Steiner ausführlich schilderte und begründete 9), das kosmische Christuswesen vor seinem Abstieg in das historische Christusleben wirksam. In vorhistorischen Zeiten hatte es dort Ausgleich schaffend und harmonisierend im Bereich der kosmischen Kräftegestaltung gewirkt und damit die wesentliche Grundlage einer ausgeglichenen, harmonischen Entwicklung für Erde und Menschheit geschaffen.

Durch das irdische Christusleben am Beginn unserer Zeitrechnung trat der mit dem Christus wesensverbundene 33jährige Zeitenkreis unmittelbar in den Bereich der Erde herein. Schon im Urchristentum wurde die Bedeutung dieser Tatsache geahnt und gewusst. Einzelne überkommene Bruchstücke aus den Lehren der Gnosis beweisen, dass in den Kreisen der hauptsächlich in Ägypten lebenden Valentinianer, deren Hauptwirkenszeit ins 2. Jahrhundert, auf etwa 135-160 n. Chr. fällt, die Zahlen 11, 33 und 99 als für das Wesen und Wirken Christi wesentlich angesehen wurden 10). Allerdings musste die Form, in welche diese Hinweise gekleidet wurden, sehr früh als abstoßend, phantastisch und ketzerisch erscheinen. Sie wurde auch schon von Irenäus, der davon berichtet, bekämpft und verspottet und ist mit der übrigen Gnosis ganz rasch verschwunden. Die christlichen Valentinianer bedienten sich der sogenannten Gematrie; nach welcher man Buchstaben durch die Zahlen ersetzte, die ihnen nach griechischer Schreibweise gleichzeitig zugehörten. So entwickelte man mit großem Scharfsinn die Zahl 99 aus der Analogisierung der ersten 12 Buchstaben des griechischen Alphabets bzw. ihrer zugehörigen Zahlen mit den 12 hohen geistigen Wesen der himmlischen Äonen, als deren einer der Christus galt, der zur Erde niederstieg 11).

Die Zahl 11 tritt als zum Christus gehörige Zahl in verschiedenen Zusammenhängen auf. So in der Festsetzung der Jordantaufe auf den 11. Tag des ägyptischen Monats tybi (= 6. Januar). Oder es werden in der „Pistis-Sophia“ für die Zeit, in welcher nach der Auferstehung der Christus noch weiter bei den Jüngern lehrend weilte und wirkte, 11 Jahre angegeben, d. h. ein Drittel seiner vorangegangenen Lebenszeit.

In ganz neuer und für das moderne Bewusstsein angemessener Art hat Rudolf Steiner auf den 33jährigen Zeitenzyklus hingewiesen. Ein solcher liegt nämlich nach Rudolf Steiners Andeutung in der Zusammenordnung der christlichen Feste mit dem Jahreslauf, wie sie sich im Verlauf der geschichtlichen Entwicklung herausgebildet hat. „Das Christentum hat die Weltgeheimnisse in Zusammenhang gebracht mit dem Jahreslauf.“ Zu Weihnachten, im Winter, wird die Jesusgeburt gefeiert; am Frühlingsanfang liegt Ostern, das an das Lebensende, an Tod und Auferstehung Christi erinnert. So erscheint im christlichen Kalender ein Teil des Jahreslaufes, die Zeit von Weihnachten bis Ostern, innerlich als Bild des ganzen Christuslebens. Das Christentum regt mit der Festsetzung dieser beiden Hauptfeste im Grunde dazu an, dass in der Zwischenzeit des Jahres die Menschenseele den 33jährigen Ablauf des Christuslebens mikrokosmisch in sich nachempfinde und keimhaft nacherlebe.

Vergleicht man nun das Weihnachts- und das Osterdatum des näheren, so erscheint in ihrer zeitlichen Eingliederung und Distanzierung innerhalb des Jahresganges auch zahlenmäßig eine ihrem Wesen entsprechende Gesetzmäßigkeit. Weihnachten ist fest mit dem Datum des 24./25. Dezember verknüpft. Das Osterfest dagegen ist der Osterregel folgend beweglich. Aber doch gibt es auch hier ein bestimmtes festes Datum: dasjenige der historischen „Ur-Ostern“. Schon in dem 1912 herausgegebenen Kalender erwähnt Rudolf Steiner, dass der historische Todestag Christi nach geisteswissenschaftlichen Ergebnissen der 3. April des Jahres 33 ist. In den letzten Jahren hat sich auch für die historische Forschung immer deutlicher ergeben, dass allein dieses Datum den vorhandenen chronologischen Handhaben und Hinweisen entspricht, so dass es als historisch richtiges Datum anzusehen ist 12).

Im christlichen Jahreslauf besteht nun die schöne Tatsache, dass dieser Tag des historischen Karfreitag (der 3. April) und des historisch ersten Ostertages (der 5. April) durch die beweglichen Osterdaten in ausgeglichener Art umspielt wird. Die historischen Urdaten bilden eine ideale Mitte der beweglichen des Kalenders. Die früheste Ostergrenze (22. März) und die späteste (heute der 25. April; der alten römischen Regel gemäß war es noch der 21. April) liegen fast gleichweit vor bzw. nach dem historischen Ostertag des 5. April.

Des weiteren ergibt sich nun als ein merkwürdiges Faktum, dass zwischen dem Weihnachtstag des 24./25. Dezember und dem historischen Todestag Christi, dem 3. April, im Jahreslauf genau 3mal 33 oder 99 Tage liegen. Zählt man den 25. Dezember als ersten Tag, so ist der 3. April der hundertste. (Diese Zählung gilt sowohl für den seit 46 v. Chr. von Caesar eingeführten julianischen Kalender, der also zu Beginn unserer Zeitzählung gültig war, wie für unseren heutigen Kalender, wenn man für den Februar die normale Dauer von 28 Tagen einsetzt.)

Durch die Fügung des Geschichtsganges selbst stehen also das Weihnachts- und das Osterdatum so zueinander, dass ihr jahreszeitliches Intervall in der Anzahl seiner Tage ein Abbild der mit der Zahl 33 verbundenen Jahresrhythmen darstellt. Wie im Großen 33 Jahre und deren Mehrfaches mit dem Leben der Wirksamkeit des Christus zusammenhängen, so führt deren mikrokosmisches Abbild im Jahreslauf (ein Tag ist ein kleines Spiegelbild des Jahres) in 33tägigen Intervallen von Weihnachten nach Ostern hin.

Auch die Abschnitte der einzelnen 33tägigen Stufen zwischen den bei den Festen sind durch den Kalender angedeutet. Aus den gewöhnlichen Namenstagen zwischen Weihnachten und Ostern ragen Gedenktage hervor, die an fundamentale, wesentliche Wendepunkte und Geschehnisse in der historischen Entwicklung des frühen Christentums erinnern. Auf das Ende der ersten 33tägigen Zeitspanne nach Weihnachten fällt der Gedenktag der Bekehrung des Paulus auf dem Wege nach Damaskus, am 25. Januar (der 25.1. ist der 32. Tag nach Weihnachten). Und nahe auf das Ende des zweiten Intervalls fällt auf den 2. März (68. Tag nach Weihnachten) der historische Gedenktag an die Einführung der Feier des Sonntags, die im Jahre 321 von Konstantin zu einer allgemeinen und gesetzlichen im ganzen Römischen Reich gemacht wurde. Auch dieses zweite Datum, ebenso wie das erstgenannte, rührt an eine wesentliche Seite des Christentums. Denn es handelte sich ja bei der Verallgemeinerung der Sonntagsfeier nicht bloß um ein kaiserliches Dekret, durch welches das Christentum in seiner äußeren Position und Ausbreitungsmöglichkeit gestärkt wurde. Sondern es kam damit zugleich ein neues zeitgliederndes Element in die vom größten Teil der damaligen Kulturwelt benützte römische Kalenderordnung hinein: die siebentägige Woche.

In Rom hatte man seit alters her einen 8tägigen Wochentagszyklus, die Nundinen oder Marktwochen. Diese Einrichtung stammte noch aus der alten bäuerlichen Römerzeit, wo der Ruhetag zugleich der Markttag war, an welchem die Bauern vom Lande in die Stadt zogen. Nun trat im Jahre 321 an Stelle des 8tägigen der 7tägige christliche Wochentagsrhythmus, der seitdem nun schon 1600 Jahre lang besteht und das Gemeingut der Kulturvölker auf der ganzen Erde geworden ist.

Es mag für das Verstandes- und Oberflächenbewusstsein des Alltags vieler Menschen heute völlig belanglos erscheinen, ob eine Woche nun einen Tag mehr oder weniger zählt. Aber Rhythmen sind schon in der Natur mit allen Erscheinungen des Anorganischen und Organischen verknüpft. Denn alles Leben in Welt und Mensch zeigt sich immer rhythmusverwandt und rhythmusgebunden. Und verschiedenartige Rhythmik bedeutet zugleich unterschiedliche Lebenswirksamkeit. Auch für eine Kulturmenschheit ist es letztlich nicht belanglos, welchem kalendarischen Zeitrhythmus sie folgt. Innere Artung, Charakter und Seelendynamik der alten Kulturvölker zeigen deutliche Beziehungen zu den von ihnen gebrauchten Kalendern. Man vergleiche nur z. B. das abgeschlossen Konservative, streng Traditionelle im gesamten ägyptischen Kulturleben mit dem ägyptischen Kalender.

So ist es von nicht abzuschätzender Bedeutung, dass das historische Christentum einen Siebener-Rhythmus der Tageszählung aufgegriffen und in die weite Menschheit hineingetragen hat, der ein Abbild aller lebendigen evolutionellen, zeitlichen Entwicklung in sich trägt.

Überschaut man das Ganze der drei 33tägigen Intervalle zwischen Weihnachten und Ostern in Zusammenhang mit den sich ungezwungen dazu stellenden historischen Denktagen, so erscheint dieser Weg durch das Jahr 13) zugleich als Bild eines sich steigernden Entwicklungsweges in der lebendigen Christuswirksamkeit. Diese tritt zu Weihnachten keimhaft an Erde und Menschheit heran. 33 Tage später erinnert der Kalender an das Pauluserlebnis als das urbildliche Erleben für das Einziehen des Christusimpulses in die einzelne Menschenseele. Am Ende der zweiten 33 Tage wird auf eine weitere Wirksamkeit hingewiesen, die über den Einzelnen hinaus in die ganze christliche Menschheit sich herein erstreckt. Nach 3mal 33 Tagen, zu Ostern, wird dann des Geschehens auf Golgatha gedacht, dem für die ganze Erde umwandelnde Bedeutung zukommt.

  • 1) Aufsatz aus dem „Bericht 1938/39 der Mathematisch-Astronomischen Sektion“.
  • 2) Rudolf Steiner, Das Christentum als mystische Tatsache.
  • 3) Rudolf Steiner, „Et incarnatus est“… Die Umlaufszeiten geschichtlicher Ereignisse, Vortrag vom 23. Dezember 1917.
  • 4) 1/33 des tropischen Sonnenjahres beträgt 11,068 Tage. Die Differenz Sonnenjahr – Mondjahr 10,875 Tage.
  • 5)     33 Sonnenjahre umfassen 12053d
          34 Mondjahre umfassen 12048,5d
          Differenz = 4,5d
    Als Kettenbruch dargestellt ergibt sich für das Verhältnis von
    Mondjahr/ Sonnenjahr = 354,367056/365,24220:___
    Die ersten 4 Näherungswerte des Bruches sind: 1/1 32/33 33/34 65/67
  • 6) Der zweite Zyklus wiederholt sich gegenüber dem ersten mit einer viertelstündigen Verfrühung aller betreffenden Zeiten.
    Eine kalendarische Anwendung dieses Zyklus brachte 1516 der Astronom Stöffler in seinem Entwurf für die gregorianische Kalenderreform in Vorschlag, indem er daraus für den neuen Kalender die Zahl der einzufügenden Schalttage ableitete. Es hätten sich danach 8 Schalttage auf 33 Jahre zu verteilen, statt auf 32 Jahre, wie es tatsächlich eingeführt wurde und heute üblich ist. Die Differenz wird heute dadurch ausgeglichen, dass alle 100 Jahre ein Schalttag wegfällt. Siehe Dr. W. Kaiser, Einführung in die Astronomie (1936), S. 81
  • 7) Natürliche Planetenperiode – Vielfaches der Planetenperiode
    Merkur 6,5 Jahre 5mal = 32,5 Jahre
    Venus 8 Jahre 4mal = 32 Jahre
    Jupiter 11,85 Jahre 3mal = 35,6 Jahre
    Mars ca. 15,5 Jahre 2mal = 31 Jahre
    Saturn 29,5 Jahre 1mal = 29,5 Jahre
  • 8) S. Karl Stumpff, Neue Analyse der Sonnenfleckenrelativzahlen nach der Schusterschen Methode. Prager Geophysikalische Studien IV (Prag 1930).
  • 9) Rudolf Steiner, Von der Suche nach dem heiligen Gral. Christus und die geistige Welt (Leipzig 1913/14).
  • 10) Hermann Usener, Das Weihnachtsfest (1911), S. 21-24.
  • 11) Wie nach dem Fortgang des Christus von den 12 Äonen 11 zurückbleiben, so ist von den ersten 12 Buchstaben bzw. ihren zugeordneten Zahlen eine auszuschalten. Man nahm dazu die Zahl 6, die als Zahl des Leidens galt, und die zugleich dem altgriechischen Laut ‚F‘ zugeordnet war, der erloschen war und keinen gültigen Buchstaben im Alphabet mehr darstellte. So ergab sich als Summe der verbleibenden 11 Zahlen gemäß der folgenden Anordnung 99. 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6 + 7 + 8 + 9 + 10 + 20 + 30 = 99 (nach Usener)
  • 12) S. R. Hennig, Das Geburts- und Todesjahr Christi (Essen 1936).
  • 13) S. Rudolf Steiners Vorträge: Menschliche und kosmische Metamorphosen (Berlin 1917).